Hat Dein Partner oder Deine Partnerin eine Sucht oder eine Persönlichkeitsstörung? Dreht sich alles immer nur um seine Schwierigkeiten, Probleme und Herausforderungen? Heute soll es mal um Dich gehen und Deine Rolle in der Beziehung! Denn die Wahl eines Partners mit einer Sucht oder einer Persönlichkeitsstörung ist meist nicht zufällig…
Co-Abhängigkeit – ein unsichtbares Problem
Viele Menschen landen immer wieder in Beziehungen, in denen sie sich für andere aufopfern und die Retter sein wollen. Die Gespräche und Gedanken drehen sich immer um den anderen. Kennst Du das auch? Heute lade ich Dich ein, mal hinzuschauen, was Deine Rolle in dem Ganzen ist. Denn es ist durchaus kein Zufall, dass Du Dir Partner suchst, bei denen Du die Rolle des Helfenden übernimmst! Vielleicht bist Du CO-ABHÄNGIG? Oder Du leidest unter einem HELFERSYNDROM? Helfersyndrom und Co-Abhängigkeit? Ist das nicht dasselbe? Was genau ist das denn nun? Was darauf hinweisen könnte, stelle ich Dir hier vor.
Co-Abhängigkeit ist?
Der Begriff Co-Abhängigkeit wurde zunächst vor allem für die Angehörigen von Alkoholkranken verwendet. Wer kennt sie nicht, die Ehefrauen, Kinder, Partner oder Kollegen, die den Alkoholkranken unterstützen und entlasten wollen und für ihn lügen, um die Sucht zu verheimlichen und ihn krank melden, wenn er mal wieder einen schlimmen Kater hat oder betrunken ist. Jeder Süchtige hat also ein soziales “System”, das ihn in seiner Sucht unterstützt. Obwohl dieses Verhalten zwar den Leidensdruck vermindert, so verlängert es in der Regel die Krankheitsdauer – ist also leider noch nicht mal hilfreich. Aber es soll ja hier nicht um den Süchtigen gehen, sondern um den Co-Abhängigen.
Im Laufe der Zeit wurde der Begriff Co-Abhängigkeit auf verschiedene weitere Arten von Abhängigkeiten ausgeweitet. Zum einen auf andere Süchte, wie Drogensucht oder Spielsucht. Co- Abhängigkeit bezeichnet auch aber selber eine Art Sucht. Nämlich die Abhängigkeit davon, sich um jemand anderen so stark zu kümmern, dass man sich nicht ausreichend um sich selber kümmern kann und die eigenen Bedürfnisse hintenan stellt. Bei Co-Abhängigen dreht sich alles nur um ihren Partner, sie führen ungesunde Beziehungen. Sie brauchen das Gefühl gebraucht zu werden. CoDA, das steht für Co-dependent Anonymous (Anonyme Beziehungssüchtige und Co-Abhängige) und ist eine Selbsthilfegruppe für Co-Abhängige, beschreibt Co-Abhängigkeit als die Unfähigkeit gesunde Beziehungen einzugehen und aufrechtzuerhalten: „Co-Abhängigkeit ist eine Beziehungsstörung, in der sich Menschen von anderen (Partnern, Eltern, Kindern, Verwandten, Freunden, Bekannten, Kollegen, Vorgesetzten, Vereinstätigkeiten, Hilfsorganisationen, Ehrenamtstätigkeiten, usw.) abhängig machen.” Woran kannst Du Co-abhängiges Verhalten bei Dir selber erkennen? Bin ich nun Co-abhängig oder habe ich ein Helfersyndrom? Ist das nicht nicht doch irgendwie dasselbe?
Merkmale einer Co-Abhängigkeit
Bist Du in einer Co-abhängigen Beziehung? Mögliche Hinweise für Co-abhängige Verhaltensweisen und Einstellungen können sein:
- Du machst ständig Zugeständnisse, um die Beziehung zu retten,
- nimmst die Gefühle anderer oft besser wahr, als Deine eigenen,
- übernimmst einen Großteil der Verantwortung für Deine Beziehung,
- Komplimente und Geschenke überfordern Dich,
- Du siehst Dich nicht als einen liebenswerten und wertvollen Menschen,
- möchtest unbedingt gefallen und willst niemanden verärgern,
- Du kannst schlecht Entscheidungen treffen,
- Du beurteilst Dich selber sehr hart und bist nie gut genug,
- bist loyal und bleibst lange in ungesunden Beziehungen,
- Du hast Angst Deine eigene Meinung zu vertreten,
- Du stellst Deine Bedürfnisse immer wieder für andere zurück,
- hilfst gerne anderen und gibst gerne Rat, auch ungefragt,
- Du wirst gerne von anderen gebraucht,
- hast schon für Deinen Vater oder Deine Mutter zu viel Verantwortung übernommen,
- Du hast Schuldgefühle, wenn Du Dich aus einer ungesunden Beziehung löst.
Die vorangegangenen Einstellungen und Verhaltensmuster können Hinweise auf Co-abhängiges Verhalten sein. Sie orientieren sich unter anderem an einem Text auf der Webseite von CoDA. Unter der Überschrift „Bin ich Co-abhängig?” gibt es dort weitere Fragen und Infos zum Thema.
Co-abhängiges Verhalten und Helfersyndrom
Hinter Co-abhängigem Verhalten in Beziehungen steckt oft ein Helfersyndrom. Das Helfersyndrom beschreibt ein übersteigertes Bedürfnis zu helfen. Eine der möglichen Ursachen hierfür kann ein geringes Selbstwertgefühl sein. Man meint, nur geliebt zu werden, wenn man alles für andere tut – bis hin zur Verleugnung der eigenen Meinungen, Emotionen und Wünsche. Menschen mit einem Helfersyndrom leisten Hilfe bis zur Selbstaufopferung. Und zwar auch, wenn diese nicht gewünscht ist. Hier ist absolute Vorsicht geboten. Selbstaufopferung, kann einen Menschen, selber in eine Depression stürzen. Oder auch mit einen raptusartigen Suizid enden. Man sieht daran, dass diesem „Hilfsimpuls” kein Altruismus zugrunde liegt, sondern die Dynamik auch für die Co-abhängige Person eine Funktion hat. Der Co-Abhängige ist nämlich nicht „völlig selbstlos”, sondern verdeckt mit dem Beziehungsverhalten die eigenen Unsicherheiten und Probleme. Die Ursache dafür liegt oftmals in der Kindheit.
Wenn Du bei Dir Co-abhängiges Verhalten bemerkst oder vermutest, kann Dir beispielsweise eine Psychotherapie oder eine Selbsthilfegruppe weiterhelfen. Denn Du bist es wert, dass Du Dich um Dich selbst kümmerst!
Bis nächste Woche, Deine Katharina.
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