Essen kann ein Genuss sein – lecker, sinnlich, gesund, nährend und gesundheitsfördernd. Aber der Umgang mit dem Essen kann auch gestört sein: Viele Menschen leiden unter Essstörungen. Die wohl bekanntesten und häufigsten Formen sind Magersucht (Anorexia nervosa F50.0), Bulimie (Bulimia nervosa F50.2) und Binge-Eating-Stöungen mit wiederkehrenden Essanfällen. Aber auch die ständige Beschäftigung mit dem Thema Essen und Nahrungsaufnahme bzw. -verweigerung oder auch mit Diäten können auf eine Verhaltensstörung hinweisen. Essstörungen sind mehr als ein Kampf um das perfekte Gewicht. Leidest Du unter einer Essstörung? Ab wann ist der Umgang mit Essen überhaupt gestört?

Psychische Ursachen für Essstörungen

Was heißt denn überhaupt „gestört” in diesem Kontext? Die tiefenpsychologische Essstörungstherapie basiert auf der Annahme, dass man aus „seelischem Hunger” isst, wenn man deutlich mehr isst, als der Körper braucht. Oder in der gegenteiligen Dynamik aus tieferliegenden Kontroll-Wünschen das Essen verweigert. Die seelischen Ursachen für eine Essstörung können nach dieser Sichtweise nicht von einer Diät überwunden werden, sondern sollten psychotherapeutisch behandelt werden. Man sucht hierbei nach den psychischen Ursachen für das gestörte Essverhalten. Erst wenn diese gefunden und adressiert werden, kann ein gesundes Essverhalten entstehen. Und zwar ohne einen Kampf um das perfekte Gewicht: ist die innere Ausrichtung erst wieder hergestellt, kann man auch wieder intuitiv essen. Und so erreicht man dann perspektivisch auch das persönliche Wohlfühlgewicht. Ohne Diäten und Gewichtskampf.

Anlässe und Bedeutung von Essen bei Essstörungen

Soviel zur Theorie. Was heißt dies nun für Dich und Dein Essverhalten? Fangen wir mal bei der Motivation zum Essen an: Hast Du Dich schon einmal gefragt, aus welchen Gründen Du isst oder nicht isst? Was verbindest Du mit der Nahrungsaufnahme bzw. ihrer Verweigerung? Assoziierst Du Essen mit Liebe, Wärme, Gemeinschaft, Belohnung oder Trost? Isst Du aus Frust, Anspannung oder Langeweile – gegen die innere Leere? Siehst Du die Nahrung als eine Bedrohung oder als Deinen Feind, als etwas Giftiges? Verweigerst Du essen um anderen zu zeigen, dass nur Du die Kontrolle über Dich hast? Schluckst Du mit dem Essen Deine Wut herunter, um sie nicht spüren zu müssen? Fühlst Du Dich beim Essen als Versager oder minderwertig, resigniert oder ohnmächtig? All diese Gefühle weisen auf psychogene Gründe für das (u.U. gestörte) Essverhalten hin.

Aber auch wie oft Du isst, wie viel Du isst, wie oft Du an Essen denkst, ob Du bei einem Sättigungsgefühl aufhörst zu essen, ob Du das Essen genießt, wie wichtig Dir Dein Gewicht ist und viele andere Aspekte rund um die Nahrungsaufnahme können Hinweise auf eine Essstörung geben. Der Verband Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater e.V.  hat einen Selbsttest für Essstörungen entwickelt. Diese füge ich hier an. Er kann Dir helfen Dein Essverhalten besser einzuschätzen.

Deine Katharina
Achte gut auf diesen TAG!

Test „Essverhalten“, entwickelt vom VFP e.V.

Teste, ob Du unter einer Essstörung leidest oder gefährdet bist, eine zu entwickeln, indem Du folgende Fragen beantwortest:

  1. Kannst Du Essen genießen?
  2. Isst Du in der Regel das, worauf Du Appetit haben?
  3. Isst Du Dich meist wohltuend satt?
  4. Bist Du mit Deinem Gewicht zufrieden?
  5. Kontrollierst Du regelmäßig Dein Gewicht?
  6. Sind Dein Bauch / Po / Oberschenkel Deine Problemzonen?
  7. Kreisen Deine Gedanken ständig um Essen oder Nicht-Essen?
  8. Zählst Du Deinen Kalorienverbrauch täglich?
  9. Hast Du in den letzten Jahren viele Diäten gemacht?
  10. Hast Du in den letzten Jahren überwiegend kontrolliert 11. gegessen?
  11. Hattest Du in Deiner Pubertät, Phasen von gestörten Essverhaltens? (Hungern oder Überessen?)
  12. Hast Du mehrmals wöchentlich einen Kontrollverlust beim Essen?
  13. Nimmst Du regelmäßig Abführmittel oder Appetitzügler?
  14. Treibst Du täglich länger als eine Stunde Sport um Deinen Kalorienverbrauch zu steigern?

Wenn Du die Fragen 1 – 4 mit „Ja“ beantworten, ist das ein positives Zeichen. Es ist unwahrscheinlich, dass Du unter einer Essstörung leidest.

Wenn Du allerdings mehr als 4 „Ja“ bei den Fragen 5 – 14 hast, bist Du sehr wahrscheinlich gefährdet und hast keinen entspannten Umgang mit Deinem Essen. Eine Beratung wäre sinnvoll.

Wenn Du mehr als 6 Fragen von 5 – 14 mit „Ja“ beantwortest, sollest Du Dir unbedingt Hilfe suchen.

Die tiefenpsychologische Ess(ent)störungstherapie basiert auf der Erkenntnis, dass wir, wenn wir mehr essen, als unser Körper braucht, nicht aus körperlichem, sondern aus seelischem Hunger essen. Diäten und andere Kontrollelemente können diese tiefer liegenden Gründe niemals berühren.
Erst wenn die seelischen Gründe für negative Esserfahrungen gefunden werden, kann etwas Neues entstehen. Dann wird der Kampf ums Gewicht nicht mehr benötigt, der innere Kompass ist neu eingestellt – in Richtung persönliches Wohlfühlgewicht. Heilung vom Gewichtskampf kann geschehen. Und intuitives Essen ist wieder möglich.

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