Achtsamkeit ist derzeit in aller Munde. Ist Achtsamkeit nur etwas für buddhistische Mönche, Führungskräfte oder Leute mit viel Zeit? Was ist Achtsamkeit und (wie) kann Sie Dir im Leben helfen?Die Ursprünge von Achtsamkeit werden oft im Buddhismus gesehen, doch besonders der emeritierte Professor Jon Kabat-Zinn aus den USA forschte zu Achtsamkeit und machte sie bekannt. Kabat-Zinn praktiziert die Aufmerksamkeitsmeditation und entwickelte ein Programm zur Stressbewältigung namens Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), auf Deutsch Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion. MBSR soll helfen Stress, Angst und Depression sowie psychisches Leid bei chronischen Erkrankungen zu lindern.
Achtsamkeit: die offene Wahrnehmung des Moments
Einfach ausgedrückt, geht es bei Achtsamkeit darum, dass man das Hier und Jetzt bewusst wahrnimmt. Wie sind meine eigenen körperlichen Empfindungen, meine Gedanken, Emotionen und auch meine direkte Umwelt und all das geschieht bewertungsfrei. Achtsamkeit, auch Mindfulness genannt, bedeutet das aufmerksame und urteilsfreie Betrachten der verschiedenen Reize. Es ist nicht mit Konzentration gleichzusetzen, bei dem der Fokus auf etwas Bestimmtem liegt. Achtsamkeit ist ein offenes Wahrnehmen von allem, was in diesem Moment da ist.
Wie kann Dir Achtsamkeit helfen?
Wie kann Achtsamkeit Dir im Alltag helfen? Durch Achtsamkeit lernst Du zunächst, bewusster im Jetzt des Augenblicks zu leben. Wie oft bist Du mit den Gedanken schon beim nächsten Tagespunkt und merkst gar nicht, was Du gerade tust?! Wenn Du jedem Moment Deine volle Aufmerksamkeit schenkst, dann lernst Du alles wahrzunehmen, z.B. wie lecker Dein morgendlicher Kaffee ist, wie schön die Blumen im Garten blühen, wie glücklich Dein Kind Dich gerade anlächelt oder auch wie unzufrieden der Partner dreinschaut. Du bemerkt auf einmal, dass Dein Bürostuhl unbequem ist und Dein Rücken sich etwas Bewegung wünscht. Oder Du Dich gerade innerlich über den Kommentar eines Kollegen aufregst und gerade die Luft anhältst, statt weiter tief und gleichmäßig zu atmen. Du spürst beispielsweise, dass Du jetzt eigentlich nur in Ruhe ein bisschen in der Sonne sitzen möchtest, statt etwas am Handy zu machen oder nochmal schnell irgendwo für Ordnung zu sorgen.
Mithilfe von Achtsamkeit kannst Du lernen, Dich selber mit allen Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen viel mehr wahrzunehmen. Das ist die Voraussetzung, um besser auf Deine Bedürfnisse eingehen zu können. Du lernst wahrzunehmen, was bei Dir Stress auslöst und negative Gefühle verursacht. Vielleicht kannst Du damit einen besseren Umgang finden oder Dinge verändern. Ebenso bemerkst Du auch die positiven Gefühle deutlicher und kannst diese Momente noch mehr genießen.
Viele kleine Momente mit großer Wirkung
Keine Angst- das müssen nicht gleich die ganz großen Veränderungen im Leben sein! Vielleicht freut sich der Rücken über regelmäßige Positionsveränderungen beim Arbeiten. Oder Du genießt es, in Ruhe draußen Mittag zu essen, statt mit den Kollegen quatschend, am Handy oder sogar am Arbeitsplatz. Vielleicht planst Du Zeit für einen Spaziergang ganz in Ruhe mit Deiner Partnerin oder einen guten Freund ein. Viele kleine bewusste, zufriedene und genussvolle Momente können insgesamt für deutlich mehr Wohlbefinden und Entspannung sorgen und Stress reduzieren.
Ein unglücklicher Tag dauert genauso lange wie ein glücklicher
Die achtsame, nicht-bewertende Betrachtung von Gefühlen ist etwas sehr Wohltuendes. Gefühle werden oft von klein auf negativ bewertet: Du sollst Dich nicht so aufregen, nicht so ängstlich sein, nicht so wütend usw. – so ärgerst Du Dich vielleicht oft über Deine eigenen Gefühle oder schämst Dich gar für sie. Gefühle wollen gesehen und verstanden werden. Sie dürfen alle mal da sein! Das Unterdrücken von Gefühlen ist mit einem großen Kraftaufwand verbunden, der Deinen Körper krank, gebrechlich, auszerren oder gar dick werden lassen kann. Wenn es mir schwerfällt, alles was gerade da ist, wahrzunehmen, dann hilft es mir ganz bewusst in meinen Bauch zu atmen. Drei bis fünf lange und tiefe Atemzüge reichen mir oft aus, um bewusst im Hier anzukommen. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass unangenehme Gefühle auch wieder vergehen, wenn man nicht versucht, sie zu unterdrücken. Ein unglücklicher Tag dauert genauso lange wie ein glücklicher. Mit Achtsamkeit kannst Du zum einen besser auf Deine Emotionen eingehen und zum anderen auch lernen, nicht in ihnen zu „ertrinken“, sondern sie zu beobachten. Aus der beobachtenden Haltung kannst Du Dich trösten, beruhigen und bist nicht hilflos ausgeliefert. Das sind nur einige Beispiele, wie Achtsamkeit eine Alltagspraxis sein kann, die Deiner Psyche nachhaltig guttut. Achtsam mit meinem Hier und Jetzt umzugehen, bedeutet letzten Endes für mich: Ich spüre mich- ich bleibe bei mir- ich vertraue! Ich glaube, von einem achtsamen Umgang mit sich und anderen kann jeder Mensch profitieren!
Deine Katharina
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