Achtsamkeit und Solidarität in Zeiten von Corona

Heute Morgen bin ich zu meiner Praxis gefahren. Auf dem Weg ist mir aufgefallen, dass es gar keine Staus gibt, wie sonst. Klar, viele Leute müssen zu Hause bleiben. Sie arbeiten im Homeoffice, betreuen ihre Kinder, sind beurlaubt, gehören vielleicht zu einer Risikogruppe oder haben ihre Arbeit verloren. Da weniger Menschen unterwegs sind, verkauft die Bäckerei nun morgens auch deutlich weniger Kaffee oder Brötchen. Der Bäcker verliert Einnahmen und kann vielleicht nicht mehr alle seine Angestellten beschäftigen. Auch der Obdachlose, der sonst immer in der Nähe der Bäckerei saß und von einigen Passanten Geld, ein paar freundliche Worte oder etwas zum Essen bekommen hat, ist nun nicht mehr dort.

Anhand dieses Beispiels aus meinem aktuellen Alltag, ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie verbunden alles miteinander ist. Wir alle sind miteinander verbunden – vor Ort und weltweit. Gerade werden wir daran erinnert, wie Vorkommnisse an einem Ort innerhalb weniger Monate die ganze Welt verändern können. Eigentlich wissen wir schon seit vielen Jahrzehnten, dass es uns sehr wohl etwas angeht, wenn in China der sprichwörtliche „Sack Reis umfällt“, aber es wird uns oft nicht so bewusst, wie verzahnt die Welt tatsächlich ist. Unsere Handlungen haben oft viel größere Auswirkungen auf andere Menschen, als wir ahnen.

Globale Verbundenheit

Vielleicht ertappt man sich dabei, ein günstiges T-Shirt aus Bangladesch zu kaufen oder Kaffee oder Südfrüchte, die nicht Fair-Trade oder Bio sind, obwohl man sich dies eigentlich leisten könnte. Man ahnt, dass diese Produkte irgendwo weit weg unter sehr unschönen Bedingungen hergestellt werden, die schädlich für die Menschen und auch die Umwelt sind. Aber es scheint so fern und irgendwie irreal für uns. Das Coronavirus alias Covid-19 machen uns deutlich, dass manche Wege zwar weit scheinen, aber bereits eng miteinander verknüpft sind.

Unsere Leben sind zurzeit auf den Kopf gestellt. Kaum ein Mensch auf der Welt ist nicht in irgendeiner Form persönlich von der Corona-Krise betroffen. Es gibt unzähliges und unvorstellbares Leid. Viele Menschen haben mit den Auswirkungen der Pandemie und mit Zukunftsängsten zu kämpfen. Durch die Coronavirus-Pandemie bemerken wir nun alle auf sehr drastische Weise, dass wir weltweit tatsächlich sehr eng verbunden sind. Wir teilen uns diese Erde und sind voneinander abhängig.

Achtsamkeit und Solidarität

Wie kann man nun dieser Verbundenheit und Abhängigkeit voneinander begegnen? Ich glaube, ein Schlüssel liegt in Achtsamkeit und Solidarität. Wenn wir alle achtsamer mit uns und anderen umgehen, ist dies ein guter Anfang. Die eigenen Handlungen und was man sagt, denkt und spricht, hat so viele Auswirkungen. Kennst Du die Situation: Du wirst im Straßenverkehr rüde beschimpft, nur weil Du nicht schnell genug vom Fahrradweg heruntergegangen bist oder nicht genau in der Sekunde als die Ampel grün wurde, mit dem Auto losgefahren bist. Obwohl Du nicht möchtest, dass es Deine Stimmung beeinflusst, nimmt es Dich doch mit, ärgert Dich oder macht Dich traurig. Alles, was wir tun, hat Auswirkungen auf andere Menschen und die Welt. Je bewusster, achtsamer, solidarischer, emphatischer und liebevoller wir alle miteinander umgehen, desto besser.

Ein Lichtblick in der Corona-Krise ist die Solidarität, die sich vielerorts entwickelt hat: In den vergangenen Wochen sind unzählige ehrenamtliche und nachbarschaftliche Initiativen entstanden, um alte und besonders gefährdete Menschen zu unterstützen. Das Gesundheitspersonal und das Personal im Einzelhandel erfahren eine Anerkennung für ihre Arbeit, die sie so sonst nicht erleben. Junge Menschen gehen für ihre älteren Nachbarn einkaufen, die sie vorher vielleicht noch nicht einmal kannten. Menschen kaufen Gutscheine für Hotels oder Restaurants, damit diese die Durststrecke überleben. Das gibt allen Kraft und tut den Helfenden ebenso gut, wie denen die unterstützt werden. Ich wünsche uns allen, die wir miteinander auf der Welt sind, dass wir diese Krise gut überstehen und auch danach unsere Verbundenheit nicht (wieder) vergessen.

Darum: Achte gut auf diesen Tag! Denn er ist das LEBEN!

Deine Katharina

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