Dein Partner hat eine diagnostizierte Persönlichkeitsstörung (PS)? Was heißt das für Dich? Wie kannst Du damit umgehen? Was ist anders in Liebesbeziehungen mit Menschen mit Persönlichkeitsstörung? Was bedeutet Persönlichkeitsstörung in der Partnerschaft?

Persönlichkeitsstörung: was ist das eigentlich?

Menschen haben sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und der Bereich des als “normal” betrachteten Verhaltens ist sehr groß. Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung (PS) hingegen zeigen starre und extreme Persönlichkeitszüge, die ihre Lebensqualität oftmals beeinträchtigen, zu einem Leidensdruck führen und zu Konflikten mit sich selbst und ihrer Umwelt. Besonders große Probleme haben Menschen mit Persönlichkeitsstörung in der Regel mit ihrer eigenen Identität und mit zwischenmenschlichen Beziehungen.

Es gibt unterschiedliche Persönlichkeitsstörungen in verschiedenen Ausprägungen. Gemeinsam haben sie die Stabilität und Dauer: sie beginnen in der Pubertät und durchziehen meist das ganze Leben. Persönlichkeitsstörungen werden nicht durch ein Ereignis, wie einen Unfall oder eine Krankheit ausgelöst, sondern haben komplexe und tieferliegende Ursachen. Diese können beispielsweise in der Kindheit liegen und durch ein distanziertes, missbräuchliches oder verantwortungsloses Erziehungsverhalten hervorgerufen sein. Es gibt auch andere Erklärungsmodelle für ihre Herkunft, u.a. biologische und gesellschaftliche. Es wird geschätzt, dass etwa jeder Zehnte in Deutschland eine Persönlichkeitsstörung hat.

Verschiedene Persönlichkeitsstörungen

Psychologen unterscheiden mehr als zehn Persönlichkeitsstörungen:

  • F60.0 paranoide Persönlichkeitsstörung
  • F60.1 schizoide Persönlichkeitsstörung
  • F60.3 emotional instabile Persönlichkeitsstörung- diese wird nochmal in F60.30 impulsiver Typ und F60.31 Borderlein Typ unterschieden
  • F60.4 histrionische Persönlichkeitsstörung
  • F60.5 anankastische Persönlichkeitsstörung
  • F60.6 ängstlich (vermeidende) Persönlichkeitsstörung
  • F60.7 abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung
  • F60.8 andere spezifische Persönlichkeitsstörung- welche in F60.80 narzisstische Persönlichkeitsstörung, F60.81 passiv-aggressive (negativistische) Persönlichkeitsstörung unterteilt werden

Ich möchte Dich nun aber nicht mit einer ganzen Liste Fremdwörter langweilen und so viel Platz haben wir hier auch nicht. Nur um eine Idee zu bekommen, was für ein Verhalten diese Diagnosen beschreiben: Die paranoide Persönlichkeitsstörung ist durch gesteigertes Misstrauen geprägt. Personen mit dieser Persönlichkeitsstörung sind oft rechthaberisch und streitsüchtig und haben ständig Angst, von anderen hintergangen zu werden. Bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist das Selbstwertgefühl gestört. Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung haben einen übergroßen Wunsch nach permanenter Anerkennung und scheinen oft besonders selbstverliebt zu sein. Innerlich schwanken sie jedoch zwischen dem Gefühl nie gut genug zu sein und dem Gefühl, besser als der Rest der Welt zu sein.

Wenn Dein Partner eine diagnostizierte Persönlichkeitsstörung hat, wirst Du Dir sicher schon einige Infos dazu durchgelesen haben. Falls nicht, möchte ich Dich ermuntern, Dich ausführlich darüber zu informieren, um ihn oder sie besser verstehen zu können. Das heißt aber nicht, dass Du das Verhalten dann entschuldigen sollst. Und bitte versuche auch nicht, Deinen Partner zu therapieren! Aber durch Infos kannst Du sein Verhalten vielleicht für Dich besser einordnen. Eure Beziehungsdynamiken könnten Dir klarer werden. Was heißt eine Persönlichkeitsstörung für die Partnerschaft und wie kannst Du damit umgehen?

Umgang mit Persönlichkeitsstörungen in einer Beziehung

Du kannst es Dir sicher denken oder weißt es vielleicht aus eigener Erfahrung: Persönlichkeitsstörungen, die ja Probleme im Sozialverhalten und mit der eigenen Identität beinhalten, können Beziehungspartner vor große Herausforderungen stellen. Auch der Umgang mit den Kindern, der Familie, den Nachbarn, den Kollegen und den Freunden können herausfordernd oder schwierig sein. Wie kannst Du einen Umgang mit der Persönlichkeitsstörung Deines Partners finden?

Zunächst einmal: Du kannst Deinen Beziehungspartner nicht therapieren und nicht ändern. Wenn man eine Persönlichkeitsstörung hat, kann man sich therapeutische Hilfe suchen und daran arbeiten, dass sich die eigene Situation und das eigene Verhalten verändert. Der Partner ohne die Störung kann dies nicht für einen übernehmen. Die starren Verhaltensmuster des Partners mit Persönlichkeitsstörung werden sich nicht ändern, weil Du sie ansprichst oder kritisierst: denn sie sind ja starr, unflexibel und in der Regel unbewusst. Sobald Du anfängst auf das ‚gestörte‘ Verhalten einzugehen – sei es aus Rücksichtnahme oder um Konflikte zu vermeiden – und Dein eigenes Verhalten darauf einzustellen, könntest Du in die Falle tappen und Deine eigene Freiheit einschränken, Wesenszüge möglicherweise übernehmen vom Partner oder gar selber krank werden.

Sich selber treu bleiben in der Liebesbeziehung

Durch Anpassung könntest Du mehr und mehr Deine eigenen Interessen oder Deine Freiheit vernachlässigen. Das passiert oft in kleinen Schritten und ziemlich unbemerkt. Ich geb Dir mal ein Beispiel: stell‘ Dir vor, Dein Partner ist zwanghaft eifersüchtig. Dies könnte Dich nun dazu bringen, um Eifersuchtsanfälle zu vermeiden, seine Kollegen nicht mehr anzulächeln oder nicht mehr alleine mit Freundinnen feiern zu gehen und Dich so mehr und mehr einzuschränken.

Dieses anpassende oder vermeidende Verhalten ist zum einen schlimm für Dich selbst. Du hast, wie jeder Mensch, ein Recht auf eine glückliche und gesunde Liebesbeziehung! Zum anderen hilft es aber auch dem Partner nicht, sondern Du unterstützt und bestätigst seine Störung so noch. Wenn Du es schaffst, bei Dir zu bleiben und Dir selber treu zu bleiben, kommt der Partner an die Grenzen seiner Verhaltensweisen. Und das könnte der Punkt sein, an dem er sich psychologische Unterstützung holt. Dies passiert leider oftmals nicht oder erst nach vielen Jahren. Da oftmals auch bei der Persönlichkeitsstörung die Krankheitseinsicht fehlt.

Es ist nicht einfach…

Liebesbeziehungen an sich sind ja eh schon keine besonders einfache Angelegenheit… ;-) Eine Beziehung mit einem Menschen mit Persönlichkeitsstörung zu führen, kann noch mal deutlich herausfordernder sein. Wichtig ist, dass Du selber psychisch und emotional in der Lage bist, ohne Schaden zu nehmen, mit dem Partner zu sein. Wichtig ist auch, dass Du aus Liebe mit Deinem Partner zusammenbleibst und nicht, weil Du Angst hast, dass er sich etwas antun könnte oder nicht ohne Dich leben kann. In solchen Fällen und auch generell, kann es sinnvoll sein, wenn Du Dir auch selber therapeutische Unterstützung suchst oder ihr gemeinsam eine Paartherapie anstrebt.

Ich weiß, dass dies alles viel leichter zu schreiben als zu leben ist. Aber vielleicht hilft Dir diese Darstellung, ein wenig Klarheit zu bekommen. Die Dynamiken in einer Beziehung mit einem Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung können sehr schwierig zu durchschauen sein. Menschen mit Persönlichkeitsstörung manipulieren ihre Mitmenschen oftmals; dies ist Ausdruck der Störung und geschieht unbewußt und unbeabsichtigt. Manchmal merkt man erst nach Jahren, wo man da (gemeinsam) reingeschlittert ist. Oftmals profitiert auch der Partner ohne Persönlichkeitsstörung unbewußt von der Störung des anderen und vermeidet so für sich selber schwierige Themen.

Hast Du selber eine Persönlichkeitsstörung oder einen Partner mit einer Persönlichkeitsstörung? Wie sind Deine Erfahrungen im Umgang mit Persönlichkeitsstörungen in einer Beziehung?

Deine Katharina
Achte gut auf diesen TAG!

Bildquellen auf dieser Seite: Walter Rammler