Wenn Du auf Facebook oder anderen sozialen Medien unterwegs bist, wirst Du merken: Andere Meinungen auszuhalten scheint eine der schwersten Übungen der Menschheit zu sein. Jemand sieht etwas anders und statt Argumente auszutauschen, beschimpfen sich zwei wildfremde Menschen auf einmal. Es bringt sie so auf die Palme, dass jemand die Welt anders sieht als sie. Nun stell Dir das erst mal in der Liebesbeziehung vor! Andere Meinungen und Ansichten werden in der Frischverliebtheitsphase oft eher erst mal für sich behalten. Alles ist auf Harmonie und Euphorie ausgerichtet; man will gefallen. Später verliert man dann oft den Zeitpunkt, an dem man dem anderen mitteilen kann, dass man Actionfilme in echt fürchterlich findet, für ein Tempolimit von 130 km/h auf der Autobahn ist oder in Wirklichkeit gar kein Vegetarier. Denn: Verschiedenheiten auszuhalten ist nicht so einfach. Schon gar nicht in der Liebe. Aber was wenn ich andere Meinung bin, als Du?! Dabei ist das Andere oft das, was am Anfang den Reiz ausgemacht hat.
„Unterschiede ziehen sich an“ versus „Gleich und Gleich gesellt sich gern“
Wer kennt das nicht: Man verliebt sich in das, was am Anderen anders ist, à la „Unterschiede ziehen sich an“. Zum Beispiel: Er geht souverän mit anderen Menschen um und ist sehr kontaktfreudig, was Dich als introvertierte, schüchterne Person beeindruckt. Kaum seid ihr zusammen, geht Dir aber genau dieser Unterschied ordentlich auf den Keks, weil Du eben nicht so bist und er ständig fremde Menschen anquatscht. Ähnlich verhält es sich mit den Meinungen: „wir essen gern Schnitzel, fahren gern an die Ostsee und gehen gern ins Theater“, erzählen viele Paare gern. Dabei kommen verschiedene Interessen und Ansichten aber nicht vor. Denn vielleicht isst er tatsächlich viel lieber etwas ganz anderes? Oder sie träumt heimlich vom Urlaub in der Südsee? Zur Wahrung der Harmonie bleibt es beim „wir“.
Man sucht sich ja schon vorab einen Partner, der möglichst ähnliche Ansichten hat, aus einem ähnlichen sozialen Milieu kommt usw. Das funktioniert so gut, dass die Online-Dating-Portale dieser Welt ihre Algorithmen entsprechend programmieren. Frei nach dem Spruch: „Gleich und Gleich gesellt sich gern.“ Einerseits ziehen einen Unterschiede an, andererseits sucht man in der Beziehung möglichst wenig Streitpotential in der Weltsicht, in kultureller sowie in politischer Hinsicht. Aber jeder Mensch hat eine Milliarde Meinungen – und nicht alle werden mit denen des Partners übereinstimmen. Und: spätestens bei der Wahl der Wandfarbe in der gemeinsamen Wohnung oder Ideen über die Kindererziehung werden einige davon ans Licht kommen!
Lernen, andere Meinungen auszuhalten
Kennst Du das auch? Der Partner oder die Partnerin hat eine andere Meinung als Du und Du kannst es kaum ertragen? Du findest es richtig blöd und versuchst Dein Gegenüber von Deiner Meinung zu überzeugen? Ich weiß, dass es schwer ist, Unterschiede auszuhalten. Aber: es lohnt sich. Denn erinnere Dich doch mal an den Anfang Eurer Beziehung: haben Dich nicht genau die Unterschiede, das Neue und Andere am Partner gereizt und interessiert?
Unterschiede stehen zu lassen, anzuerkennen und zu fördern, kann auch heißen, dass das Gegenüber interessant für einen bleibt! Klar, es gibt Spannungen, aber es bleibt eben auch spannend. Ohne Reibung keine Hitze- keine Leidenschaft. Manche verschiedenen Ansichten können natürlich auch zu Trennungen führen. Ich plädiere hier nicht dafür, dass Du zum Beispiel menschenverachtende Sichtweisen Deines Partners tolerieren solltest. Aber meist stimmen ja die Grundwerte mehr oder weniger überein und es geht mehr um einzelne Situationen, die man unterschiedlich sieht.
Nähe trotz Differenz
In einer Partnerschaft möchte man sich ganz nah sein, und am liebsten „eins werden“. Aber sich selber zu verlieren und im „wir“ aufzugehen ist für niemanden gut. Man kann auch ein Paar aus zwei Individuen bleiben, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit begegnen und ein tolle, glückliche Beziehung führen. So muss sich keiner für den anderen verbiegen. Gemeinsame Interesse, Projekte oder Meinungen sind genauso wichtig wie eigene. Leben beide diese zwei Bereiche aus, ist die Chance zufrieden zu sein größer, als wenn man das Eigene mehr und mehr verliert.
Nach einer Scheidung sagen Menschen oft, dass sie den Ex-Partner nicht mehr wiedererkennen. Tja, vielleicht hat er oder sie sich im Laufe der Beziehung einfach immer weniger selber erkannt? Und immer mehr die Ansichten und Interessen des Partners übernommen – sei es aus mangelndem Selbstwertgefühl, Harmoniesucht, der Unfähigkeit sich abzugrenzen oder auch einfach Bequemlichkeit.
Unterschiede als Lernerfahrung und Wachstumsoption
Aber klar: Unterschiede auszuhalten ist nicht einfach. Andere Menschen und ihre Meinungen können einen manchmal nerven, und zwar auch der geliebte Partner! Und weißt Du was? Das ist OK und gehört auch mal dazu. Oft können wir aus der größten Irritation übrigens auch am meisten lernen! :-)
Fällt es Dir schwer, andere Meinungen in der Beziehung stehenzulassen? Ertappst Du Dich dabei, dass Du der Harmonie zuliebe Deine eigene Meinung für Dich behältst? Wie gehst Du mit unterschiedlichen Ansichten in der Beziehung um? Oder einfach wie gehst Du damit um, wenn ich andere Meinung bin, als Du?!
Gerne helfe ich Dir dabei, dies für Dich zu erkennen und nachhaltig zu verändern.
Deine Katharina
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