Nur wer sich auseinander setzt, kann sich auch zusammen setzten

Oh mein Gott, lebe ich die toxische Beziehung meiner Eltern nach? Ist mein Partner wie mein Vater bzw. wie meine Mutter? Kennst Du das auch: Du schaust Dir Deine eigene Partnerschaft an und irgendwie erinnert Dich das eine oder andere an die Deiner Eltern? Die Beziehungen in der Herkunftsfamilie dienen einem als Vorbild und prägen einen stark – mit den entsprechenden positiven oder negativen Auswirkungen auf die eigenen Liebesbeziehungen. Wie kann man seinen Kindern eine gesunde Beziehung vorleben? Darf man sich vor seinen Kindern streiten? Dürfen Kinder auch mal einen Streit der Eltern mitbekommen oder macht man das am besten unter sich aus?

Die Herkunftsfamilie beeinflusst das Beziehungsverhalten

Die Herkunftsfamilie hat einen großen Einfluss darauf, wen wir uns als Partner oder Partnerin wählen und wie wir uns in der Beziehung verhalten. Wenn man später selbst Kinder hat, ist es deshalb wichtig, sich bewusst zu machen, was man Kindern für eine Beziehung vorlebt. Mit Eltern meine ich natürlich nicht nur Mama und Papa, sondern alle Menschen, die Kinder erziehen; in vielfältigen Beziehungsformen, eigene, adoptierte oder Pflegekinder, Stiefeltern, Partner der Mutter oder des Vaters usw. – ich nenne dies der Einfachheit halber mal Eltern.

Eltern leben einem vor, wie eine Partnerschaft funktioniert. Ist die Partnerschaft konfliktbehaftet oder harmonisch, kuschlig, auf Augenhöhe oder mit einem Machtungleichgewicht/Abhängigkeiten, distanziert oder liebevoll, ohne viele Worte oder im regen Austausch, mit geteilten Interessen und Aktivitäten oder jeder für sich, sind die Aufgaben stark verteilt oder fühlen sich beide für die Erziehung und anderes zuständig? Dies und vieles mehr leben Eltern unbewusst ihren Kindern vor. Diese erleben und erlernen das als das „normale“ Beziehungsleben.

Konflikte gehören zum Leben dazu

Viele Menschen denken, sie sollten den Kindern immer nur eine glückliche und harmonische Beziehung zeigen. Streits und Konflikte macht man am besten unter sich aus, wenn die Kinder nicht dabei sind – es könnte sie nur ängstigen. Aber auch den konstruktiven Umgang mit Konflikten kann man seinen Kindern vorleben und dadurch mit auf den Weg geben. Wenn man in seinen Kindertagen keine Konflikte der Eltern erlebt hat, können Auseinandersetzungen einen ganz schön ängstigen. Konflikte gehören aber zum Leben dazu. Und Kinder spüren unterschwellige Spannungen sowieso ganz genau! Kindern eine gesunde Beziehung vorleben.

Ich denke, es kann hilfreich sein, zu zeigen, dass man Konflikte auch gut führen und lösen kann. Und vor allem, dass man sich hinterher kein bisschen weniger lieb hat! Denn diese Angst schwingt ja oft bei konfliktscheuen Menschen mit: die Angst vor dem Verlassen-werden; dem Verlust. Kinder können durch das Vorbild der Eltern lernen, dass man Probleme und Unzufriedenheit ansprechen kann und sich dann konstruktiv darüber auseinandersetzt. Nun soll man seinen Kindern natürlich nichts „vorspielen“, sondern authentisch vorleben. Aber ist Kinder zu haben, nicht der beste Grund sich selber erwachsen zu verhalten und als Individuum und in der Beziehung zu wachsen? ;-)

Konstruktives Konfliktverhalten kann man lernen

Man darf sich also meiner Meinung nach vor Kindern auch mal streiten. Aber dann bitte vor den Kindern auch wieder versöhnen. Man zeigt damit, dass man sich mit anderen Menschen auseinandersetzen muss. Manchmal muss man einfach konfrontieren, Sachen aussprechen, verschiedene Meinungen haben. Wichtig ist, dass das Gefühl der Verbundenheit und die Liebe sich durch gut gelöste Konflikte nicht verändert. So lernen Kinder, keine Angst vor Auseinandersetzungen zu haben. Das soll aber nicht heißen, dass man sich nun vor Dreijährigen laut anschreien soll. Ein paar Streitbasics sollte man schon dabei einhalten – da freuen sich die Kinder und die Beziehung. Und auch Streits über die Erziehung sollte man besser ohne das Beisein des Kindes austragen.

Grundlagen einer konstruktiven Auseinandersetzung können sein:

  •  Aus der Ich-Perspektive reden
  • Keine „Du’s“ und keine „Immer’s/ Nie’s“ („Immer lässt Du alles liegen“, „Nie hörst Du mir zu“…)
  • Konkret beschreiben und die eigenen Gefühle dazu erklären
  • Empathisch zuhören und ausreden lassen
  • Einander ernst nehmen
  • Andere Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse stehen lassen
  • Eigene Bedürfnisse und Wünsche klar und konkret kommunizieren – und der Partner ist nicht zur Erfüllung verpflichtet
  • Zeig ruhig, dass Du wütend bist, aber bleib bitte sachlich
  • Wunsch nach Auszeiten akzeptieren („Lass uns bitte später weiterreden, ich muss mal kurz an die frische Luft, dann kann ich auch ruhiger darüber reden“)
  • sich Zeit nehmen, guten Zeitpunkt wählen
  • Kinder nicht in den Streit ziehen und Seiten wählen lassen
  • Mit Kindern nicht über den Partner lästern oder sich beim Kind über den Partner ausheulen;

das kann man bitte bei seinen Freunden machen, wenn es denn sein muss. …Und schließlich: wieder explizit versöhnen – und nicht nachtragend sein :-)

Was meinst Du, darf man sich vor den Kindern streiten? Was sind Deine Erfahrungen und Tipps mit dem Thema Beziehungen und Kindererziehung?

Möchtest Du Deine Beziehungserfahrungen in Deiner Herkunftsfamilie oder in Deiner aktuellen Beziehung reflektieren und wünschst Dir dabei Unterstützung? Ich begleite Dich gerne dabei!

Deine Katharina

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