Projektion? Was ist das eigentlich? Ich rede hier nicht vom Serie schauen mit dem Beamer … sondern vom menschlichen Miteinander. Ich glaube, dass Projektionen einen riesengroßen Anteil unserer Kommunikation ausmachen. Wenn wir sie hinterfragen, können wir extrem viel über uns selber lernen! So könnte die Projektion Dein Schlüssel zu Deinem Unbewussten sein. Wie das geht, möchte ich Dir mit einem kleinen Gedankenspiel verdeutlichen.

Ein kleines Gedankenspiel zur Projektion

Heute möchte ich Dich zu einem kleinen „Selbstexperiment“ einladen! Bist Du bereit? Es geht los: Gibt es irgendjemanden in Deinem Umfeld, der oder die immer wieder Verhaltensweisen zeigt, die Dich aufregen, nerven und so richtig anpieksen? Am häufigsten ist dies bei den Personen der Fall, die am nächsten dran sind, wie der Partner oder die Partnerin oder die Eltern. Aber auch Freunde oder gar Kolleginnen können einen dazu bringen, dass man sich über sie irgendwie immer wieder fürchterlich aufregen muss. Denk mal an Situationen im Umgang mit der Person, bei denen Du immer besonders emotional wirst. Etwas, das starke Gefühle in Dir auslöst und wo Du dem Gegenüber gerne so richtig die Meinung sagen würdest. Stell Dir vor, was Du der Person am liebsten sagen würdest oder vielleicht auch immer wieder sagst.

Damit es jetzt nicht so abstrakt ist, gebe ich Dir ein paar Beispiele: „Ich kann machen was ich will, immer bist Du unzufrieden!“, „Deine Schludrigkeit nervt total!“, „Dass Du immer so ängstlich bist, ist total anstrengend!“, „Du würdest doch am liebsten eine Affäre (mit …) haben!“, „Du vertraust mir nicht!“, „Bei Dir ist immer alles so kompliziert, kannst Du nicht einfach mal entspannen und Dich amüsieren?“, „Dein Perfektionismus nervt!“– Du bekommst eine Idee, was ich meine, oder?

Geht es in Wirklichkeit um Dich selbst?

Nun dreh den Satz in Deinem Kopf einfach mal um und mach Dich zum Adressat des Vorwurfs oder der negativen Bewertung, also „Immer bin ich unzufrieden“, „Kann ich mich nicht einfach mal entspannen und amüsieren?“, usw. Und dann fragst Du Dich, ob das, was Dich beim anderen sooo sehr aufregt, nicht eigentlich etwas ist, dass Dich an Dir aufregt? Wie fühlt sich das an, könntest Du in Wirklichkeit Dich selbst meinen? Viele Dinge, die uns Angst machen, die wir negativ an uns bewerten und die uns ärgern, projizieren wir auf andere Menschen. An unseren eigenen Eltern oder Kindern nerven uns beispielsweise oft die Züge am meisten, die wir bei uns selber als besonders störend empfinden.

Projektion als Abwehrmechanismus

In der Psychoanalyse werden Projektionen als ein Abwehrmechanismus gesehen. Man verspürt einen Impuls, einen Wunsch oder eine Eigenschaft die gesellschaftlich nicht gewollt ist. Anstatt dies bei sich selber wahrzunehmen, projiziert man es auf eine andere Person: wie der Beamer die Serie an die Wand wirft, überträgt man selber, quasi als Beamer, das Gefühl auf die andere Person. Diese ist dann die Fläche für die Projektion, wie die Wand für den Beamer. Das alles macht man natürlich unbewusst. Wenn man es sich jedoch bewusst macht – wie in dem kleinen Gedankenexperiment eben gerade – kann man sich selber besser verstehen und mit den Gefühlen, Wünschen und negativen Bewertungen umgehen.

Immer wenn ein Gegenüber bei Dir besonders starke Emotionen auslöst, kannst Du Dich fragen, was das mit Dir zu tun hat und ob es nicht in Wirklichkeit Deine eigenen Gefühle sind, die Du ihm oder ihr vorwirfst. Ob es Dinge sind, die Du an Dir nicht magst und in andere projizierst. Versuch das mal eine Weile. Du wirst Dich wundern: Es wird Aha-Effekte regnen! ;-)

Das „80/20 Prinzip der Kommunikation“

Ich nenne das gerne das „80/20 Prinzip der Kommunikation“. Hier geht es nicht um den Arbeitsaufwand, sondern um Projektionen: vereinfacht ausgedrückt liegt etwa 80 Prozent von dem, was man über andere sagt, eigentlich bei einem selbst und nur 20 Prozent bei den anderen – und manchmal sind es sogar noch mehr als 80 Prozent! Achte mal bei Dir selber darauf. Auch andere Menschen, die einen immer mit Kritik und Vorwürfen überhäufen, versteht man oft besser, wenn man sich bewusst macht, dass es auch ihre eigenen Themen sein könnten, die sie einem vorwerfen. Dieses Verständnis ist hilfreich, um sich besser davon abzugrenzen und klarer für sich selber einzustehen.

Fandest Du dieses kleine „Experiment“ hilfreich? Was denkst Du über Projektionen, hast Du manchmal auch das Gefühl, Dein Gegenüber projiziert etwas auf Dich? Hast Du Dich auch dabei ertappt, Deiner Liebesbeziehung oder Deinen Freunden Dinge vorzuwerfen, die eigentlich bei Dir liegen?

Ich begleite Dich gerne dabei Dich – und Deine Projektionen – besser kennen und verstehen zu lernen.

Deine Katharina

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