Emotionen und Gefühle machen unser Leben reicher und oftmals schöner – nur definitiv nicht unkomplizierter. Aber Moment mal: Emotionen UND Gefühle? Ist das nicht ein und dasselbe? Im Alltagsgebrauch werden die Begriffe oft so benutzt, als würden sie das Gleiche bedeuten. Wissenschaftler und Psychologen unterscheiden aber zwischen Emotionen und Gefühlen. Kurz erklärt, bezeichnen Emotionen das Unbewusste, die spontanen Regungen und körperlichen Reaktionen. Ein Gefühl ist die bewusste Wahrnehmung einer Emotion.

Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen

Ist das nun Haarspalterei? Oder kann Dir diese Unterscheidung zwischen Emotionen und Gefühlen in Deinem Alltag irgendwie helfen? Ich finde, im Umgang mit sich selber, der Vergangenheit und der Gegenwart, spielt der Unterschied eine große Rolle! Tag für Tag, Moment für Moment, fühlen wir etwas. Manchmal sind unsere Emotionen so überwältigend, dass sie uns regelrecht aus der Bahn werfen. Wenn Du Dir den Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen bewusst macht, kannst Du Dich selber und Deine eigenen starken Reaktionen oftmals viel besser verstehen – und bist ihnen damit auch nicht mehr hilflos ausgeliefert! So kannst Du lernen, mit dem „Gefühlssalat“ besser umzugehen!

Aber nochmal von Anfang an und etwas ausführlicher. Emotionen sind eine Reaktion auf etwas von außen. Ein Beispiel: Du begegnest auf der Straße einem Dir unbekannten Hund. Darauf reagierst Du mit einer Emotion: Dein Herz könnte schneller schlagen und Deine Mimik zeigt vielleicht Angst oder Freude. Das hängt unter anderem davon ab, was Du bisher mit Hunden erlebt hast. Wurdest Du als Kind von einem Hund gebissen, bekommst Du vielleicht Herzrasen, schwitzige Hände und willst nur noch weg.

Hattest Du als Kind einen Hund, den Du sehr mochtest, dann freust Du Dich vielleicht. Du möchtest am liebsten gleich hin und den Hund streicheln oder mit ihm spielen und fängst an zu Lächeln. Das alles passiert unbewusst auf der Ebene der Emotionen. Die Veränderung der Mimik ist übrigens Ausdruck der Emotionen. Unser Gesicht verändert seine Mimik ebenso unbewusst, wie sie von anderen Personen wahrgenommen und verstanden wird. Weltweit zeigen Menschen ganz ähnliche mimische Reaktionen bei Angst, Wut, Ekel, Kummer oder Freude. Wunderbar in dem Film „Alles steht Kopf“ erklärt.

Gefühle sind bewusst gewordene Emotionen

Wenn diese Emotionen nun durch das Gehirn (genauer gesagt: die Hirnrinde) verarbeitet werden und uns bewusst wird, welche Emotionen wir gerade empfinden, dann entstehen Gefühle. Gefühle sind also in etwa bewusst gewordene Emotionen. Für eine Liebeserklärung, braucht es beispielsweise eine Vorstellung von Liebe und die eigene Einordnung dieses kribbelig-schönen-wohligen Empfindens, um zu wissen und auszudrücken, dass wir verliebt sind. Uns muss dieses Gefühl also bewusst sein.

Nun zurück zum Hund und warum diese vermeintliche Wortklauberei Emotionen-versus-Gefühle im Alltag hilfreich sein kann: Wenn Du als Kind gebissen wurdest und Deine Reaktion auf den unbekannten Hund Angst ist, merkst Du irgendwann bewusst: „Huch, ich habe Angst vor diesem kleinen Hund da vor mir.“ Und das kann der Anfang weiterer Gedanken sein. „Muss ich vor dem überhaupt Angst haben? Er wedelt mit dem Schwanz und der Hundebesitzer sieht sympathisch aus. Der würde seinen Hund vermutlich zurückrufen, wenn er mir zu nahe käme“, und so weiter. Das Rationale, Bewusste und die Vernunft sind nun also mit im Boot und helfen, die Situation zu meistern, sich zu beruhigen und Kontrolle zu übernehmen. Daraufhin wird der Blutdruck sich langsam wieder senken, das Schwitzen aufhören, und Du kannst Deinen Weg fortführen.

Eigene Emotionen besser verstehen lernen

Emotionen basieren also auf Urinstinkten und früh erlebtem – und sie werden uns nur zu einem ganz kleinen Bruchteil jemals bewusst. Kennst Du das auch? Etwas von außen betrachtet zwar leicht unangenehmes, aber eigentlich nicht besonders dramatisches passiert … und tritt einen Wirbelsturm der Emotionen bei Dir los. Ein paar Beispiele zur Veranschaulichung: Du bekommst ein positives Feedback, aber auch eine kleine Kritik von Deinem Chef – und zack: ist der Seelenfrieden dahin und Du bist wütend über die Kritik. Oder ein Dir unbekannter Mensch motzt Dich auf der Straße ungerechtfertigt an. Eigentlich könntest Du darüberstehen, denkst Du Dir, fühlst Dich aber trotzdem noch stundenlang enttäuscht, sauer oder beleidigt. Oder Deine Partnerin oder Dein Partner melden sich einen Tag mal nicht bei Dir – und Du bist sofort extrem beunruhigt, obwohl es keinen objektiven Grund zur Sorge gibt.

In all diesen Situationen hilft es, wenn Du Dich bemühst, Dir Deiner Emotionen bewusst zu werden. „Was ist denn eigentlich los?“, könntest Du Dich selber dazu fragen. Statt im Affekt zu reagieren, mit Vorwürfen, Verteidigungsreden oder Aggression, kannst Du lernen, Dich selber zu beruhigen, zu trösten, Dir beizustehen und verständnisvoll mit Dir selber umzugehen. Dadurch fühlst Du Dich gestärkt und kannst mit all den Herausforderungen, die von außen auf Dich zukommen, besser umgehen.

Und bitte verteufel nun weder die Emotionen noch die Gefühle: sie sichern nicht nur unser Überleben, sondern sie machen unser Leben auch reich, aufregend, abwechslungsreich und immer wieder auch wunderschön! Oder wie Albert Camus es ausdrückte: „Ohne Schatten gibt es kein Licht, man muss auch die Nacht kennenlernen.“ Und weg gehen sie eh nicht, da alles in Deinem Körper gespeichert ist und somit jederzeit abgerufen werden können.

Deine Katharina

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Bildquellen auf dieser Seite: Nicole Dietzel