Wer will schon eine Krise erleben? Keiner. Krisen und Herausforderungen gehören aber zum Leben dazu. An gemeisterten Krisen wirst Du sogar wachsen. In der Regel durchläufst Du mehrere Phasen bis zur Krisenbewältigung – von dem ersten Schock bis zur Neuorientierung nach der überstandenen Krise. Wie die Phasen im Einzelnen aussehen und was passieren kann, wenn dabei etwas schiefläuft, will ich Dir heute kurz skizzieren. Damit Du das nächste Mal wenn Du denkst Hilfe: „Ich krieg‘ die Krise!“ weißt was auf Dich zukommt. Und Du weißt was es eine Krisenbewältigung und Anpassungsstörungen ist.
Phasen der Krisenbewältigung
Ich krieg‘ die Krise! Wenn Du in einer Krise steckst, z.B. durch einen sehr schmerzhaften Verlust oder gar eine globale Pandemie, dann durchläufst Du in der Regel mehrere Phasen. Für diese Phasen gibt es verschiedene Modelle, von denen ich Dir nun ein Modell vorstelle, das sich an Beschreibungen von Verena Kast und Johann Cullberg orientiert:
1. Phase: Schock, Lähmung, nicht wahrhaben wollen: Der erste Schreck. Du kannst es einfach nicht glauben, willst es nicht wahrhaben, leugnest die Realität. Nach ein paar Stunden oder Tagen ist diese Phase meist vorbei.
2. Phase: Die Reaktion. Langsam kommt die Realität bei Dir an. Verschiedenste Gefühle können chaotisch abwechselnd auftreten, wie Wut, Angst, Zorn, das Gefühl von Kontrollverlust oder auch Abwehrmechanismen.
3. Phase: Bearbeitung. Langsam akzeptierst Du, was auch immer gerade passiert ist, zum Beispiel, dass es Corona gibt, oder dass Dein Großvater gestorben ist. Du versuchst, das Vergangene zu verarbeiten und Lösungen zur Bewältigung der Krise zu suchen.
4. Phase: Neuorientierung. In dieser Phase orientierst Du Dich neu. Du stellst Dich zu Dir und Deiner Umwelt neu ins Verhältnis. Vielleicht findest Du sogar einen Sinn in der Krise, das sogenannte Glück im Unglück. Vielleicht hast Du beispielsweise durch den Corona-Lockdown Zeit gefunden, Dich beruflich neu zu orientieren. Oder nach einer Trennung hast Du gemerkt, dass auch Du schon lange unglücklich in der Beziehung warst, und dass Du nun viel mehr Kraft und Energie hast. Oft beschreiben Menschen, dass eine Krankheit ihnen den Impuls gegeben hat, endlich etwas im Leben zu ändern, das sie schon lange gestört hat.
So kann die Bewältigung einer Krise in etwa aussehen. Manchmal läuft es allerdings nicht rund und man ist schlichtweg damit überfordert, eine Krise zu meistern. Dann kann sich unter Umständen eine Anpassungsstörung F43. 2 entwickeln.
Wenn’s schiefläuft: Anpassungsstörung nach einer Krise
Anpassungsstörungen sind recht häufig und Du kennst sie vielleicht auch aus Deinem Umfeld: Dein Vater, der vor einem Monat in Rente gegangen ist, hat auf einmal zu nichts mehr Lust und zieht sich immer mehr zurück. Oder Deine beste Freundin, die frisch getrennt ist, stürzt in einen regelrechten Abgrund und trauert und trauert, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Aber einen Anpassungsstörung kann auch nach erreichten Zielen eintreten. Zum Beispiel hast Du dein Sportliches Ziel erreicht, oder Deine Aus- Fortbildung abgeschlossen auch dann kann sich ein Gefühl von „Ich krieg‘ die Krise!“ einstellen.
Die sogenannte Anpassungsstörung kann eine Reaktion auf längerfristige Belastungen sein, wie Stress in der Beziehung, Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz. Auch besonders wichtige Lebensereignisse – sowohl positive wie auch negative – beispielsweise eine Heirat, ein Kind zu bekommen, einen geliebten Menschen zu verlieren, Schulwechsel, Migration, die bestandene Prüfung, ein Umzug oder die Pensionierung können eine Anpassungsstörung auslösen. Anpassungsstörungen können mit psychischen Symptomen einhergehen, wie Sorgen und Ängste, Traurigkeit, Depressionen, Ärger, Verwirrtheit oder Verzweiflung sowie mit körperlichen Beschwerden wie Verspannungen.
Anpassungsstörung nach etwas Schönem
Wie schon erwähn kann es manchmal auch nach dem Erreichen von Zielen zu einer Anpassungsstörung kommen. Das ist das berühmte Loch, in das man fällt, nachdem man monatelang für eine Prüfung gelernt, für einen Marathon trainiert oder eine Hochzeit geplant hat. Man muss sich erst einmal erholen, sich neu orientieren, wieder einen Tagesrhythmus finden und neue Ziele entwickeln.
Erkennst Du die Phasen der Krisenbewältigung aus eigenen Krisen wieder? Kennst Du: „Ich krieg‘ die Krise!“ – Krisenbewältigung und Anpassungsstörungen von Dir oder einer Person aus Deinem sozialen Umfeld? Wenn Du merkst, dass Dich eine Krise überfordert: Du musst da nicht alleine durch! Sprich mit Freunden, Eltern oder dem Partner, ruf ein Sorgentelefon an, gerne auch mich und such Dir psychologische Hilfe!
Deine Katharina
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