In langjährigen Beziehungen kennt und vertraut man sich. Man vertraut sich einander an. Man kann über alles reden…Über alles – oder gibt es etwa Tabuthemen? Was sind mögliche Tabuthemen in einer Paarbeziehung und wieso gibt es sie? Ich meine, ein Tabuthema in langjährigen Liebesbeziehungen ist zu Beispiel Sex. Und dabei ist Sexualität doch das, was man in einer Liebesbeziehung mit aller Leidenschaft auslebt. Warum fällt es uns dann eigentlich so schwer, mit dem Partner oder der Partnerin über unsere sexuellen Wünsche und Fantasien zu reden? Also: Let’s talk about Sex – kein Tabuthema, Sex in der Partnerschaft.

Mysterium Sexualität in der Partnerschaft

Kennst Du das auch? Als ihr jung gewesen seid, haben Deine besten Freundinnen und Du Euch alles über Eure sexuellen Eskapaden erzählt, aber nun, wo alle in festen Beziehungen sind, wird das Thema Sex ausgeklammert? Man könnte vermuten, dass die tiefe Intimität der beiden Partner und das große Vertrauen dazu führen, dass sie nur noch miteinander über ihren Sex reden und nicht mit anderen. Aber ganz ehrlich: meist ist Sex leider auch in der Partnerschaft ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wird. Frag doch mal beherzt bei Deinen Freunden und Freundinnen nach, wie offen sie mit ihrer Beziehung über Sex reden. Oftmals wird dieses Thema in Partnerschaften immer mehr ausgeklammert und schließlich gemieden. Besonders wenn es nicht so läuft – und dann wäre ja das darüber Reden eigentlich besonders wichtig und hilfreich. Meiner Erfahrung nach, reden Paare nicht mehr so offen darüber, wie zufrieden sie mit ihrem Sexualleben sind, was sie sich wünschen und welche Bettfantasien sie sich noch erträumen.

„Die Anderen haben ständig tollen Sex“!?

Durch das große Schweigen um das Thema Sex in Beziehungen, könnte man den Eindruck bekommen, Sexualität sei für viele kein Problem. Wenn Du vermutest, die meisten (anderen) Paare hätten regelmäßig Sex und seien zufrieden in dem Bereich, dann hak doch auch mal in diese Richtung nach – und Du wirst vermutlich feststellen, dass dies nicht so ist. Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrem Liebesleben, beispielsweise mit der Häufigkeit, mit der sie miteinander Sex haben oder genauer gesagt: der Seltenheit. Ist man frisch zusammen, ist Sex oft ein extrem präsentes und aufregendes Thema – im Laufe der Jahre kommt es dann zu kurz, wird weniger aufregend, schläft ein oder wird gar insgeheim outgesourced.

Tabu, Fortpflanzung und Leistungsdruck: Kirche, Medien und Sexualerziehung

Warum fällt es so vielen Menschen so schwer, offen mit ihrer Beziehung über Sex zu reden – und über ihre Wünsche, Unzufriedenheiten oder Träume? Das hat vielfältige Gründe: Zum einen gibt es die kirchliche Moral, die wir alle verinnerlicht haben – egal ob religiös oder nicht – und nach der die Ehe so etwas Heiliges, Reines sein soll und Sex etwas Schmutziges, außer wenn dabei Kinder gezeugt werden. Die schulische Sexualaufklärung dreht sich in der Regel auch nur um Fortpflanzung. Dann sind da noch die Medien, die uns vorgaukeln, dass Paare auch nach Jahren im Durchschnitt noch mehrmals wöchentlich grandiosen Sex haben – und damit einen enormen Druck aufbauen. Neben Haushalt, Job oder Kindern soll man sich abends auch noch wahnsinnig wild und sexy gebärden. In der Realität ist den meisten Menschen, wenn die Kinder endlich schlafen, eher nach einem TV-Abend, als nach Dessous und sexuellen Experimenten auf dem Küchentisch.

Dazu kommt in Partnerschaften dann auch noch die Intimität, Liebe und das Vertrauen nach so vielen Jahren: Man möchte den geliebten Menschen nicht verletzen, indem man ihn vermeintlich kritisiert oder Unzufriedenheit äußert. Stell Dir vor, der Partner macht etwas, was man eigentlich noch nie mochte, aber im ersten Rausch der Verliebtheit nicht erwähnen wollte…nunja, nach 10 Jahren wird das nicht einfacher. Uns fehlt oft eine liebevolle Sprache über Sexualität zu reden, Bedürfnisse zu formulieren, Grenzen liebevoll zu setzen und Fantasien schweifen zu lassen und teilen. Uns fehlen Vorbilder dafür und Beispiele.

Sex in Hollywood: Beim Sex wird nicht geredet

Sexualität wird in den Medien so vermittelt, als wenn zwei Menschen sich verlieben und dann miteinander Sex haben und automatisch alles so machen, wie das Gegenüber es mag. Völlig ohne jemals darüber zu reden (Ausnahme: Dirty Talk). Das (meist heterosexuelle) Pärchen im Spielfilm sinkt küssend und seufzend aufeinander, Verhütungsmittel gibt es keine und sofort ist alles für beide schön, insbesondere für die dahinschmelzende Frau. Fragen wie: „Was möchtest Du jetzt tun? Gefällt Dir dies? Wo/wie möchtest Du berührt werden? Welchem Körperteil soll ich mich jetzt widmen? Wie wollen wir Verhüten?“ – kommen beim Sex auf keinen Fall vor, sondern der Mann macht etwas und die Frau stöhnt – je nachdem ob man Hollywood oder Porno schaut halt verschieden laut. Und auf alle Fälle läuft der Hollywood-Sex immer auf Geschlechtsverkehr mit gleichzeitigem Orgasmus heraus. Alles andere zählt oder reicht nicht. Als würde das Spiel der Erwachsenen nicht noch unzählige andere Möglichkeiten des Amüsements bieten! Natürlich beeinflussen uns diese x-Male gesehenen Szenen und agieren als Vorbilder. Wir müssen erst einmal lernen, miteinander über Sex zu reden. Und uns unsere eigene Lust erlauben, fern ab von festen Abläufen und Vorstellungen.

Probier es aus: „Let’s talk about sex…“

Ist Sex auch in Deiner Beziehung ein Tabu? Hast Du Tipps und Erfahrungen, wie man Sexualität in der Beziehung thematisieren kann? Auch wenn es anfangs schwierig sein kann: Es lohnt sich in der Partnerschaft auch über Sex zu reden. Oftmals wird Sexualität schon durch ein Gespräch wieder präsenter. Es ist immer schön gehört und ernst genommen zu werden. Auch wenn Du dabei mal etwas sagen oder hören wirst, das schwierig ist. Denk dran: Ihr seid zwei verschiedene Menschen, mit verschiedenen Bedürfnissen, Wünschen und Präferenzen – und das ist auch OK so! Viel Spaß :-) and let’s talk about Sex – Tabuthema Sex in der Partnerschaft

Deine Katharina
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