Das Familienbrett, auch als Systembrett oder Beziehungsbrett bekannt, erinnert Dich im ersten Moment vielleicht an ein Schachbrett, ein Damespiel oder gar „Mensch ärgere Dich nicht“. Es ist aber ein Hilfsmittel, um spielerisch und bildlich komplexe soziale Zusammenhänge und Konstellationen besser darstellen und dadurch auch verstehen zu können. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Seine Situation und seine Probleme sind nicht ohne sein soziales Umfeld zu verstehen. Hierbei kann das Familienbrett helfen. Ich selber setze es gerne in der Gesprächstherapie, dem Paarcoaching und dem Coaching allgemein ein. Was genau ist denn nun dieses Familienbrett?
Das Familienbrett verbildlicht soziale Rollen und Positionen
Das Familienbrett kommt aus der Familienaufstellung, auch Familienstellen genannt. Hierbei stellst Du Personen stellvertretend für Familienmitglieder in Bezug zu Dir selber und zueinander auf. Die verschiedenen Personen werden Dir und einander dann unterschiedlich nah sein. Das soziale System besteht aus verschiedenen Verbindungen und Positionen. Das Systembrett ist eine Möglichkeit, dies nicht mit realen Personen zu machen, die sich für Dich aufstellen, sondern mit Figuren auf einem Brett.
Immer wenn man Konstellationen verbildlichen möchte, kann die Aufstellung sehr hilfreich sein. Durch die Aufstellung auf dem Brett werden Dir vielleicht Aspekte erst richtig bewusst, die Du durch Worte alleine so nicht hättest fassen oder vermitteln können. Du kannst mithilfe des Familienbretts sehen, wo Du im Leben stehst. Und Du kannst mir zeigen, wo Du selber Dich siehst – in Deiner Familie, Deiner Beziehung, Deinem Arbeitsteam oder anderen sozialen Konstellationen. Ausgehend von dieser Aufstellung auf dem Brett sprechen wir dann gemeinsam über das System und die Themen und Herausforderungen für Dich. Du kannst Dich während der Gesprächstherapie mithilfe des Systembretts auch in Bezug zu bestimmten schwierigen Themen positionieren, anstatt zu Personen.
Das Familienbrett im Paarcoaching
Ich setze das Familienbrett neben der Gesprächstherapie auch sehr gerne im Paarcoaching ein. Dafür bitte ich die Partner unabhängig voneinander, die jeweils eigene Sicht auf ihre Familiensituation aufzustellen und zu erläutern. Hierbei wird sehr anschaulich, wo im System sich jeder sieht. Um mal ein Beispiel zu nennen: Vielleicht siehst Du Dich alleine bei Deinen Kindern und hauptsächlich für sie zuständig. Dein Partner hält nach Deiner Wahrnehmung bei Erziehungsthemen mehr zu seiner Mutter als zu Dir. Oder er ist seiner Arbeit viel näher als der Familie.
Dein Partner wiederum beschreibt die Konstellation völlig anders: vielleicht fühlt er sich von der Familie ausgeschlossen und sieht Dich als zwischen ihm und Euren Kindern stehend. Er empfindet sich als hilflos und inkompetent im Umgang mit den Kindern. Allein durch das gegenseitige Verstehen, öffnet man sich einander oftmals wieder; und die Situation kann sich verbessern. Dieses Beispiel zeigt, dass manchmal die unterschiedlichen Wahrnehmungen zu ganz verschiedenen Realitäten, Dynamiken und Problemen führen können.
Das Familienbrett als Gesprächsgrundlage für Problemlösungen
Meine Erfahrung ist, dass das Systembrett als Hilfsmittel beim Paarcoaching ein sehr großes Potential hat: Wenn die Partner einander bei der Aufstellung bewertungsfrei und offen zuschauen und zuhören, können sie unheimlich viel übereinander erfahren. Das bietet dann ganz viel Gesprächsanlass. Das Familienbrett ist ein Hilfsmittel, das spannende und intensive Prozesse in der Gesprächstherapie und auch im Paarcoaching sowie der Paartherapie anstoßen kann.
Über die Aufstellung können sich Paargespräche ergeben, die zu einem besseren Verständnis führen – und dazu, dass das Beziehungssystem zukünftig ausgeglichener ist. Durch das Aufstellen auf dem Brett kann man dem Partner ganz konkret seine Wahrnehmungen und Gefühle zeigen, die sich sonst schwer in Worte fassen lassen.
Hast Du schon mal Erfahrungen mit dem Systembrett gemacht? In welchem Kontext kam das Familienbrett bei Dir zum Einsatz? Fandest Du es hilfreich?
Deine Katharina
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